Der Gottesdienst
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↓ Gestaltung des Psalms
Seite 1: Liturgiegeschichte des Psalms
Seite 2: Der Ort für den Psalm
Der Psalm ist keine Lesung!
So begrüßenswert der Einsatz von Lektoren / Lektorinnen sonst ist, hier ist er nicht angebracht.
Der Psalm ist keine Lesung, er sollte also nicht von einem Lektor bzw. einer Lektorin gelesen werden.
Das Psalmgebet zu gestalten ist eine Sonderaufgabe!
Vielerorts haben es die Amtspersonen übernommen, den Psalm allein vorzubeten. Das ist schade, denn gerade die Psalmen lassen sich in vielfacher Weise mit der Gemeinde, dem Chor, Kantor oder Vorbereitungsgruppen entfalten und gestalten. Das ist die angemessene Form für diese alten Lieder / Gebete. So kommt ihr anrufender, klagender und auch tröstender Charakter zur Geltung.
Gruppen oder Einzelpersonen können Gegenfragen, moderne Übersetzungen, Aktualisierungen zwischen die einzelnen Verse "schieben". / Gesang kann sich mit den gesprochenen Stücken abwechseln oder den Psalm abschließen. / Eine verbreitete Form der Gestaltung ist es, dass die Gemeinde einen besonders markanten Vers (des Psalms) immer wieder refrainartig einschiebt oder den Psalm damit umrahmt, während Liturg / Liturgin den Psalm liest. Einen solchen Vers nennt man eine Antiphon (Stimme); sie hebt einen Gedanken des Psalms besonders heraus.
Rahmenverse umschließen den Psalm.
Diese gesungenen oder gesprochenen Einschübe und Rahmenverse müssen nicht aus Teilen des Psalms entstehen; sie können anderen biblischen Büchern entnommen werden. Das evangelische Gottesdienstbuch schlägt für jeden Eingangspsalm des Kirchenjahres eine biblische Antiphon vor.
Selbst Formulierungen, die nicht aus der Bibel stammen, sind als Rahmenverse und Einschübe möglich. Sie schaffen aktuelle Bezüge und fördern das Verständnis des Psalms.
Psalm und Neues Testament
Eine neutestamentliche Antiphon knüpft die Verbindung zwischen Jesus und dem Psalm. Das wird z. B. deutlich, wenn dem Psalm 24 ("Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehren einziehe!") der Vers "Hosianna dem Sohn Davids! Gelobet sei, der da kommt in dem Namen des Herrn!" aus Matthäus 21 vorangestellt wird.
Derselbe Psalm - Wechselnde Rahmenverse
Man kann denselben Psalm im Laufe des Kirchenjahres, einer Jahreszeit oder einer Gottesdienstreihe
wiederholt einsetzen und durch unterschiedliche Rahmenverse und Einschübe das wechselnde Anliegen hervorheben.
Ein Gebet fasst den Psalm zusammen!
Eine weitere Möglichkeit, den Psalm zu erläutern und ihn auf aktuelle Fragen und auf Christus zu beziehen ist, ihn mit einem kurzen zusammenfassenden Gebet abzuschließen. / Ein solches Gebet heißt "Psalmkollekte" - nach dem Lateinischen Wort für Zusammenfassung / Sammlung: Kollekte. Die von den offiziellen Agenden (wie Evangelisches Gottesdienstbuch) und Messbüchern angebotenen Psalmkollekten eignen sich besonders für Gottesdienste, in denen eine sehr "förmliche", kultische Sprache angezeigt ist. Sie sind ansonsten gute Anregung und Grundlage für eigene Formulierungen, die durch Gottesdienstvorbereitungskreise geschehen können.
Verschiedenen Übersetzungen nutzen!
Da den Psalmen geschichtliche Anlässe zugrunde liegen, ist es sinnvoll, moderne Übersetzungen oder Neuformulierungen zu verwenden, die aktuelle politische Gegebenheiten zur Sprache bringen.
Beispiele für Psalmvariationen und Psalmmeditationen: In der Literatur findet man zahlreiche ansprechende Neuformulierungen, Psalmvariationen und Psalmmeditationen. Diese passen oftmals gut zu thematischen Schwerpunkten. Einen getrosten Rückblick auf das Leben bietet z. B. diese Meditation zu Psalm 23; ein Aufschrei in Not und Trauer die Variation zu Psalm 25 und im Angesicht des Todes drückt ein Mensch seine Hoffnung auf eine bessere Welt mit dieser Übertragung des Psalm 73 aus.
Den Psalm im Wechsel lesen oder singen. Es ist eine gute Tradition, die Psalmen versweise im Wechsel zu singen oder zu sprechen. Dies kann durch „Halbchöre“ geschehen, die auf zwei gegenüberliegenden Seiten des Kirchraumes stehen. / Eine dankbare und musikalisch nicht so schwere Aufgabe ist es, eigens für das Singen der Psalmen einen kleinen Chor zu gründen. Sind Gemeindegruppen oder Konfirmanden / Konfirmandinnenoder andere Jugendliche nicht dazu zu begeistern? Oder gibt es vielleicht Musiklehrer / Musiklehrerinnen an den Schulen, die mit kleinen Gruppen ihrer Klassen diese musikalischen Stücke einüben können? / Ist ein Psalm einmal eingeübt, kann er während einer ganzen Gottesdienstreihe oder während eines Abschnittes des Kirchenjahres in mehreren Gottesdiensten wiederholt werden.
Zumindest bei ökumenischen Gottesdiensten sollte das Gloria Patri in der gemeinsamen Fassung aller deutschsprachigen Kirchen von 1971 nicht unbeachtet bleiben:
"Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie im Anfang so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit. Amen."
Götz Wiese hat 1987 eine Melodie zu dieser ökumenischen Fassung des kleinen Gloria geschrieben, wir finden sie unter Nr. 177.3 im Evangelischen Gesangbuch.
Gloria-Patri-Lieder nutzen!
Das "Ehr sei dem Vater" kann auch in Form einer Liedstrophe gesungen werden. Dazu bieten sich z.B. folgende Verse an:
"Herr, öffne mir die Herzenstür", Vers 3 (EG197), "Mein Seel, o Herr", Vers 11 (Lobgesang der Maria / EG 308), "Nun danket alle Gott", Vers 3 (EG 321), "Es ist das Heil uns kommen", Vers 8 (EG 342), "Herzlich tut mich erfreuen", Vers 8 (EG 148), "Der du bist drei in Einigkeit", Vers 3 (EG 470), "Nun komm, der Heiden Heiland", Vers 5 (EG 4).
Es trägt zur einheitlichen Gestaltung des Gottesdienstes bei, wenn als Eingangslied oder ggf. direkt vor dem Psalm die ersten Strophen eines solchen Lobliedes gesungen werden und der "Gloria Patri - Vers" des Liedes dem Psalm folgt.
Die christliche Vereinnahmung des jüdischen Gebetes?
Es kommt häufig die Frage: "Warum müssen wir den Psalm durch das angehängte ‘Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist ...’ trinitarisch überhöhen?" Damit ist gemeint: "Warum lassen wir den Psalm nicht als altes Glaubenszeugnis stehen, akzeptieren ihn als solches und reihen uns an dieser Stelle - ohne trinitarische Formel - in das alttestamentliche Gottesvolk ein? Sind wir unseren jüdischen Glaubensbrüdern und Glaubensschwestern dies nicht schuldig?"
Textstellen des Neuen Testamentes, wie Johannes 10,14, "Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich, wie mich mein Vater kennt, und ich kenne den Vater", in Anlehnung an Psalm 23 oder aus Lukas 24,44, "Es muss alles erfüllt werden, was von mir geschrieben steht im Gesetz des Mose, in den Propheten und in den Psalmen", zeigen allerdings die Beziehung Jesu zu den Psalmen und verdeutlichen, dass wir diese durchaus in Verbindung zu Christus bringen dürfen.
Wenn es uns aber gelingt, mit dem Weglassen des Gloria Patri eine Zeichen in der Jüdisch-Christlichen Gemeinschaft zu setzen, so sollte man diese Gelegenheit nutzen. Hier sei Martin Luther zitiert: "Unsere Religion ist keine andere als die Adams, Abrahams und der anderen Erzväter." Dieser Hinweis betrifft auch andere Teile des Gottesdienstes - z.B. sollten wir die Lesungen aus dem Alten Testament nicht vernachlässigen.
Liturgiegeschichtlich gesehen ist der Psalm kein Teil, bei dem die Handlung stillsteht und die Gemeinde sich ganz darauf konzentriert (im Gegensatz zum Kyrie, Gloria oder den Gebeten). Es darf dabei etwas geschehen. Da können Menschen einziehen; man kann noch etwas hereintragen, den Raum ausschmücken oder den Tisch decken.
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