Der Gottesdienst
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↓ Bedeutung der Kollekte
↓ Wann wird igesammelt ?
↓ Gestaltung der Sammelpraxis
Auf dieser Seite geht es um die Kollekte in den Gemeindegottesdiensten. Falls Sie Informationen und Anregungen zum Dankopfer (Kollekte / Geldsammlung) bei der Taufe, kirchlichen Trauung oder bei Trauergottesdiensten suchen, so schauen Sie auf unsere Sonderseiten: für die Kollekte bei der Taufe, die Geldsammlung im Hochzeitsgottesdienst und die Kollekte bei einer Trauerfeier.
Schon die Propheten des Alten Testaments klagen Liturgie an, die nicht auf Barmherzigkeit zielt. Wir denken dabei besonders an Amos und Hosea. Jesus knüpft bei diesen Propheten an, wenn er zitiert: "Ich habe Wohlgefallen an Barmherzigkeit und nicht am Opfer" (Matthäus 9,13).
Gott fordert den Dienst am Mitmenschen. Er befähigt und stärkt uns dazu auch im Gottesdienst. Gottesdienst und Diakonie sind für uns Christen untrennbar miteinander verbunden.
Zu den urchristlichen Gottesdiensten wurden von denen, die es sich leisten konnten, Lebensmittel mitgebracht. Davon nahm man Brot und Wein für die Eucharistiefeier (Abendmahl), teilte die Gaben zur Agapefeier (gottesdienstliches Liebesmahl) und brachte davon auch den Bedürftigen, die nicht anwesend sein konnten.
Geldspende statt Naturalspende
Das gemeinsame Mahl selbst hatte also im frühen Christentum diakonische Funktion. Später wurde das Mahl reines Herrenmahl und war nicht mehr zusätzlich Sättigungsmahl.
Das Brot wird seit dem 9.Jahrhundert in Form von Oblaten gereicht, so dass sich das Mitbringen von Naturalien erübrigte. Man gab nun eine Geldspende ab. Diese wurde eingesammelt oder man brachte sie direkt zum Opferstock, der hinter dem Altar seinen Platz hatte. Diese Sammlung geschah zu Beginn des Mahls, während der Bereitung der Abendmahlselemente (Brot und Wein). Dazu sang der Chor einen Psalm, Offertorium genannt.
Zusammenhang von Eucharistie und Dankopfer (Spende / Kollekte)
Durch den Psalmgesang (Offertorium) erhielt schließlich dieser gesamte Vorgang der feierlichen Mahlbereitung mit dem gleichzeitigen Dankopfer und den entsprechenden Gesängen und Gebeten den Namen Offertorium. Obwohl sich die Opferpraxis von der Naturalspende zur Geldspende wandelte, blieb der zeitliche Zusammenhang von Eucharistie und Dankopfer erhalten. Dies ist durchaus sinnvoll; denn die Eucharistie (zu Deutsch: Dankfeier) bedeutet: "Wir danken für Gottes Opfer", und unser Dankopfer zeigt: "Wir teilen, weil wir durch Gott derart Liebe empfangen".
Leider hat sich jedoch das Verständnis von „Opfer“ in sehr unheilsamer Weise verkehrt. Diese Entwicklung begann schon zu Beginn des zweiten Jahrhunderts: Man verstand die Gabenbereitung und das Dankopfer (Naturalien sowie Geldspende) zunehmend als Opfer der Menschen an Gott. Als ob wir Jesus selbst und unsere Habe immer wieder neu opfern, um unseren Gott gütig zu stimmen. An dieser Stelle schrie Martin Luther auf. Er fand harte Worte gegen die „abergläubischen“ Texte des Offertoriums, in denen zudem die Ansicht deutlich wurde, man könne durch diese (scheinbar) guten Werke vor Gott gerecht werden. Luther strich das Offertorium und damit die Geldsammlung.
... darum legen wir unsere Opfergabe nicht auf den Altar!
Sehr schnell (schon zur Zeit der Reformation) wurde das Dankopfer wieder eingeführt, denn es war als Akt der Solidarität unverzichtbar. Die missverständliche Nähe zur Gabenbereitung wurde nun vermieden, indem das Geldopfer erst am Ausgang (nach dem Gottesdienst) in den Opferstock gelegt wurde oder indem man es unabhängig vom Abendmahlsteil (insbesondere beim Lied vor der Predigt) einsammelte.
In unseren Gottesdiensten finden üblicherweise zwei Geldsammlungen statt - die erste im Verlauf des Gottesdienstes, die zweite am Ausgang. Eine dieser beiden Kollekten dient diakonischen Zwecken der Gemeinde. Der Zweck der anderen Sammlung wird von einem landeskirchlichen Ausschuss festgelegt und jeweils im Gottesdienst bekannt gegeben. Ob die erste oder zweite Sammlung diesem Zweck dient, wird von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich gehandhabt.
↓ Weiter: Wann wird die Kollekte eingesammelt?
Nach der Predigt und in unmittelbarer Nachbarschaft zu Abkündigungen und Fürbitten, ist der ideale Platz für das Dankopfer als Zeichen der Solidarität und als konkrete Hilfe. Denn vorher haben wir die frohe Botschaft erfahren; uns wurde deutlich, dass wir Gott etwas bedeuten - folglich wollen wir nun zeigen, dass uns der Mitmensch nicht gleichgültig ist.
Kollekte, Sammlung in Zusammenhang mit der Eucharistie
Findet ein Abendmahl statt, so kann das Dankopfer (gemeinsam mit Abkündigungen und Fürbitten) unmittelbar vor diesem stehen.
Es kann auch direkt zu Beginn des Abendmahls eingesammelt werden; Musik, Chorgesang, ein Gemeindelied oder Stille begleiten in diesem Fall die Geldsammlung und die gleichzeitige Bereitung von Brot und Wein.
Geldsammlung zum Lied nach der Predigt
Das Dankopfer kann während des Liedes nach der Predigt eingesammelt werden.
Kollekte während des Liedes vor der Predigt
Vielerorts geschieht die Sammlung beim Lied vor der Predigt. Ein Argument für diese Stellung ist, dass man dadurch in Abendmahlsgottesdiensten den (oben erläuterten, liturgiegeschichtlich negativ belasteten) Zusammenhang von Gabenbereitung und Geldopfer aufbricht. Leider geht somit aber der aussagekräftige Zusammenhang von Abkündigung, Fürbitten und Dankopfer verloren.
Kollekte im Gottesdienst oder am Ausgang
Für den jeweilig wechselnden (vom landeskirchlichen Ausschuss, vom Presbyterium oder Kreissynodalvorstand) festgelegten Zweck sollte während des Gottesdienstes (nicht danach) gesammelt werden; denn diese vielfältigen Zwecke (und die entsprechenden Ankündigungen) sind Ausdruck unserer breitgefächerten Solidarität, die im Gottesdienst nicht fehlen darf. Die gleichbleibende Sammlung für die gemeindliche Diakonie kann dann am Ausgang geschehen.
↓ Weiter: Die Gestaltung der Kollekten - Sammlung
Anregungen zum kreativen Umsetzung des Dankopfers / der gottesdienstlichen Kollekte
Der Kollektenzweck muss verständlich erklärt werden.
Der Zweck des Dankopfers muss derart bekannt gemacht werden, dass alle Anwesenden verstehen, warum ihre Gabe benötigt wird und welche Hilfe sie damit bewirken. Wir weisen auf alle Möglichkeiten der anschaulichen Gestaltung hin, die im vorausgegangenen Kapitel unter "Ausgestaltung / Anregung / Alternativen" in Bezug auf die Abkündigungen vorgeschlagen werden.
Der Kollektenzweck sollte frühzeitig bekannt gemacht werden.
Zudem ist es sinnvoll, im Gemeindebrief, auf Handzetteln oder Anschlagtafeln eine Vorschau auf die Kollektenzwecke einiger Monate (oder des ganzen Jahres) zu geben. Die landeskirchlichen Empfehlungshefte, in denen Informationen zum Kollektenzweck gegeben werden, sind eine gute Grundlage, wenn Gemeindeglieder oder Gruppen die Informationen entsprechend aufarbeiten. Mit einem solchen überblick haben Gemeindeglieder die Möglichkeit, ihre Spenden einzuteilen, Schwerpunkte zu setzen und selbst dann Geldspenden für ausgewählte Zwecke abzugeben, wenn sie nicht zum Gottesdienst kommen können.
Sammlungsergebnisse müssen bekannt gegeben werden!
Wenn wir das Dankopfer als Akt der Solidarität ernst nehmen, müssen wir ebenfalls über Ergebnisse informieren. Das Sammlungsergebnis der Vorwoche ist das Mindeste, was die Spender / Spenderinnen als Rückmeldung erfahren sollten.
Darüber hinaus sollten alle für die Abkündigungen dargelegten Möglichkeiten genutzt werden, Gesamtergebnisse (des Kirchenkreises und der Landeskirche und Informationen über die Verwendung der Mittel und entsprechender Erfolge bekannt zu geben. Manchmal gibt es Dankesbriefe oder Projektberichte; ggf. muss man bei den Empfängern nachfragen, welche Hilfe die Spenden ermöglichten.
Empfänger vergangener Sammlungen können eingeladen werden, um zu berichten. Damit wird auch deutlich, dass es Aufgabe der Gemeinde ist, Betroffenen ein Podium für ihre Anliegen zu schaffen.
"Opferprozession" als Gestaltungsmöglichkeit
Wird das Dankopfer zur Abwechslung nicht in den Reihen eingesammelt, sondern von Gemeindegliedern selbst zum Altar, zum Abendmahlstisch oder „Opferkorb“ gebracht, zeigt dies: "Das Wort kam durch Lesung und Auslegung kam zu mir, also mache ich mich auch auf den Weg." Es entsteht eine Opferprozession, bei der Lieder gesungen, Texte zitiert und Lichter getragen werden können.
Die Geldsammlung beim Abendmahl
Bei Abendmahlsgottesdiensten wird gleichzeitig „der Tisch gedeckt“. Brot und Wein werden ggf. von einem Kredenztisch geholt. Eine solche Abendmahlsvorbereitung (wie überhaupt das Bringen des Dankopfers zum Altar) kann nur ein besonderes Gestaltungsmoment sein und sollte nicht üblich werden; denn es muss deutlich bleiben, dass wir zwar Gott danken, aber nicht ihm, sondern dem Mitmenschen unsere Opfer gelten.
Die Sammlung kann durch ein Dankopfergebet abgeschlossen werden. Sammler / Sammlerinnen können es beten. Wenn Liturg / Liturgin das Gebet spricht, so stehen die Sammler / Sammlerinnen daneben und überreichen dann Kollektenkörbe bzw. Klingelbeutel oder legen diese auf den Altar.
Die Dankopfergebete in unseren Agenden sind leider so formuliert, als gelte unser Opfer Gott. Die Erneuerte Agende macht da keine Ausnahme. Gott aber braucht unsere Oper nicht; die Gebete müssen in der Gemeinde (im Gottesdienstausschuss bzw. Liturgieausschuss) überarbeitet werden. Hier sollten wir für die Gaben Gottes danken und dafür, dass er uns das Teilen ermöglicht, und bitten, dass wir Wege finden, Gerechtigkeit zu verwirklichen und Not zu lindern.
Auch mal: Naturalien statt Geld sammeln
Warum werden nur zum Erntedankfest Naturalgaben gesammelt? Es kann sich einbürgern, dass sie auch zu anderen Anlässen gebracht werden. Möglich ist, in jeder Jahreszeit einen Dankgottesdienst mit Naturalgaben zu feiern - in Anlehnung an die Vierzeitenopfer, die in der lutherischen Kirche noch bis in das 19. Jahrhundert bekannt waren. Passend zur Jahreszeit sind alle möglichen Naturalien angebracht - nicht nur Erntegaben.
Die Sammlung mit Gesang, Stille, Musik begleiten
Wo es üblich ist, bei der Sammlung ein Gemeindelied zu singen, sollten andere Möglichkeiten nicht ausgeschlossen werden: Stille, Instrumentalmusik und / oder ein Bild als Dia oder auf einem Handzettel können die Einsammlung begleiten. / Zündet man speziell zur Einsammlung einige Kerzen an, so symbolisieren diese Opferbereitschaft und Teilnahme.
Kollekten-Bons schaffen neue Möglichkeiten
In mehreren Gemeinden hat sich der Verkauf von „Kollektenbons“ sehr bewährt. Spender / Spenderinnen kaufen (üblicherweise zu Beginn des Jahres) Bögen mit Bons zu unterschiedlichen Werten (2,-, 5,- sowie 10,- Euro), wofür sie eine steuerlich absetzbare Quittung erhalten. Diese Bons werden im Laufe des Jahres nach eigenem Ermessen in den Opferkorb gelegt.
Ein Bibelzitat zur Förderung der Spendenmotivation
Vielerorts wird bei der Bekanntgabe des Sammlungsergebnisses oder bei der Ankündigung der Sammlung aus 2.Korinther 9,7 zitiert: "Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb". Da es nicht darum geht, sich Gottes Liebe zu erkaufen, sind Bibelzitate, die auf den Mitmenschen oder die Selbstverständlichkeit des Helfens hinweisen, hier sinnvoller. Siehe z.B. Matthäus 25,40 ("Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.").
Kollektenbestimmung transparent machen
Leider hören wir in Gemeinden immer wieder die Abkündigung: "Die heutige Kollekte ist für Zwecke der eigenen Gemeinde bestimmt." Die Tatsache, dass nicht für alle Sonn- und Feiertage der Sammlungszweck landeskirchlich vorgegeben ist, bedeutet doch nicht, dass diese Einnahmen irgendeiner (oft ungenannten) Gemeindekasse zugeschlagen werden sollen. Bei uns in Westfalen können die Gemeinden an zwölf Sonn- und Feiertagen des Kirchenjahres selbst einen Zweck aussuchen.
Es widerspricht dem Sinn des Dankopfers, wenn die Gemeinde die Einnahmen dieser sogenannten "gemeindefreien Kollekten" selbst behält. Für die Ausstattung des eigenen Kirchsaales z. B. sollte man nicht an dieser Stelle sammeln, wo es um Solidarität mit Notleidenden geht. Die gemeindefreie Kollekte eröffnet den Spielraum, unterstützenswerte Projekte ausfindig zu machen, für sie zu werben, Gemeindeglieder zum Mitdenken und Mittun zu bewegen und Aktionen wachsen zu lassen.
Es sollte frühzeitig bekannt gemacht werden, zu welchen Terminen die Dankopfer noch "frei" sind. Man kann öffentlich dazu aufrufen, dass Vorschläge gemacht werden, damit daraufhin das gemeindliche Leitungsgremium entscheiden kann. Beschließt man, die Entscheidung abwechselnd bestimmten Gruppen (wie Frauenhilfe, Konfirmandengruppen, Kindergruppen und Jugendgruppen) zu überlassen, und bewegt man sie, ihr Interesse entsprechend in den Gottesdienst einzubringen, so gibt das dem Gottesdienst ein neues Gewicht in den Gruppen und belebt den Abschnitt Solidarität beträchtlich.
Wer sammelt die Kollekte ein?
Warum sammeln Küster / Küsterinnen, andere Angestellte oder Presbyter / Presbyterinnen zumeist das Dankopfer ein? Denken Sie daran, dass hier Kinder, Jugendliche und Gemeindeglieder berücksichtigt werden, die sich gern mit praktischen Tätigkeiten einbringen.
Weiter: Fürbitten